Der britische Spitzweg, ein später Hogarth? Ja und Nein. Alle drei waren erfolgreiche Maler, Franz Carl Spitzweg (1808–1885) allerdings erst posthum, nach dem Zweiten Weltkrieg. Alle drei stellen "die Gesellschaft und ihre Sitten" dar, und dies mit Humor. Der ist aber bei William Hogarth (1697–1764), der als Begründer der Karikatur gilt, gallen-bitter. Seine Stiche stellen ironisch und bissig die Gesellschaft des 18. Jahrhunderts bloß. Dagegen sind die Bilder von Walter Dendy Sadler (1854–1923) – wie die von Spitzweg – eher humorvoll und schrullig. Missstände werden nicht hämisch bloßgestellt, sondern Merkwürdigkeiten oder Schrullen fast schon liebevoll geschildert. Bei Walter Dendy Sadler kommt hinzu, dass er – anders als Hogarth und Spitzweg – gar nicht die zeitgenössische Gesellschaft zum Thema hat. Aus heutiger Sicht wirken seine Bilder natürlich altmodisch – aber das war tatsächlich schon zu seinen Lebzeiten so. Denn seine Bilder "spielen" Ende des 18., Anfang des 19. Jahrhunderts, in der präviktorianischen Epoche, als die Industrielle Revolution noch nicht alle Lebensbereiche erfasst hatte, als die Zeit noch nicht so schnell und das Leben noch nicht so hart erschien. Er umging "schwierige" Themen, alles, was ernstlich anecken konnte, also: Politik oder Sport, und malte für sein Publikum "die gute, alte Zeit", die Sehnsüchte des Bürgertums, oft mit einem Augenzwinkern. Damit war er nicht allein – es gab eine ganze Reihe sogenannter Genremaler, die zum Beispiel in ländlichen Idyllen, Wirtshaus- oder Alltagsszenen Erwartungen, Bedürfnisse und Vorurteile ihrer oft aufstrebenden bürgerlichen Klientel bedienten. Viele davon kamen aus der Düsseldorfer Malerschule, die im 19. Jahrhundert für ihre Genremalerei international bekannt war. Sie prägte auch Walter Dendy Sadler, der in den 1870er Jahren mehrere Studienjahre in Düsseldorf verbrachte.
Sadler war bereits zu Lebzeiten äußerst erfolgreich; er stellte in der britischen Kunstinstitution schlechthin, der Royal Academy, aus; in den USA gab es Anfang des 20. Jahrhunderts kaum ein Zuhause ohne einen Abdruck seiner Bilder. Seine Werke erzielten in Europa und Amerika hohe Preise, noch im Jahr 2000 bei einer Sotheby's Auktion knapp 200.000 US-Dollar. Vielleicht sind es sogar die Bilder von Sadler, die uns die Bilder des typisch schrulligen Engländers geliefert haben. Denn einige von ihnen könnten auch Momentaufnahmen im Leben von James und Miss Sophie aus "Dinner for One" oder des puritanischen Pärchens in Monty Pythons "Sinn des Lebens" sein. Tatsächlich baute Sadler für seine "Sketche" regelrechte Bühnenszenen auf und engagierte seine Dorfnachbarn (er zog 1897 in das winzige Nest Hemingford Grey) als Modelle, die er opulent im Stil der vergangenen Zeiten ausstaffierte. Dorfpersonal und Requisiten wurden oft für mehrere Bilder verwertet, so dass ein Schmunzeln des Betrachters auch aus dem Wiedererkennen skurriler Grüppchen in verschiedenen Gemälden herrührt. Und er liebte schon etwas verwohnte, mit Tand und Deko überladene Interieurs und wählte – als menschliches Pendant zu den verlebten Requisiten – oft ältere Menschen als Hauptfiguren seiner Miniaturen.
Der britische Spitzweg, ein später Hogarth? Ja und Nein. Alle drei waren erfolgreiche Maler, Franz Carl Spitzweg (1808–1885) allerdings erst posthum, nach dem Zweiten Weltkrieg. Alle drei stellen "die Gesellschaft und ihre Sitten" dar, und dies mit Humor. Der ist aber bei William Hogarth (1697–1764), der als Begründer der Karikatur gilt, gallen-bitter. Seine Stiche stellen ironisch und bissig die Gesellschaft des 18. Jahrhunderts bloß. Dagegen sind die Bilder von Walter Dendy Sadler (1854–1923) – wie die von Spitzweg – eher humorvoll und schrullig. Missstände werden nicht hämisch bloßgestellt, sondern Merkwürdigkeiten oder Schrullen fast schon liebevoll geschildert. Bei Walter Dendy Sadler kommt hinzu, dass er – anders als Hogarth und Spitzweg – gar nicht die zeitgenössische Gesellschaft zum Thema hat. Aus heutiger Sicht wirken seine Bilder natürlich altmodisch – aber das war tatsächlich schon zu seinen Lebzeiten so. Denn seine Bilder "spielen" Ende des 18., Anfang des 19. Jahrhunderts, in der präviktorianischen Epoche, als die Industrielle Revolution noch nicht alle Lebensbereiche erfasst hatte, als die Zeit noch nicht so schnell und das Leben noch nicht so hart erschien. Er umging "schwierige" Themen, alles, was ernstlich anecken konnte, also: Politik oder Sport, und malte für sein Publikum "die gute, alte Zeit", die Sehnsüchte des Bürgertums, oft mit einem Augenzwinkern. Damit war er nicht allein – es gab eine ganze Reihe sogenannter Genremaler, die zum Beispiel in ländlichen Idyllen, Wirtshaus- oder Alltagsszenen Erwartungen, Bedürfnisse und Vorurteile ihrer oft aufstrebenden bürgerlichen Klientel bedienten. Viele davon kamen aus der Düsseldorfer Malerschule, die im 19. Jahrhundert für ihre Genremalerei international bekannt war. Sie prägte auch Walter Dendy Sadler, der in den 1870er Jahren mehrere Studienjahre in Düsseldorf verbrachte.
Sadler war bereits zu Lebzeiten äußerst erfolgreich; er stellte in der britischen Kunstinstitution schlechthin, der Royal Academy, aus; in den USA gab es Anfang des 20. Jahrhunderts kaum ein Zuhause ohne einen Abdruck seiner Bilder. Seine Werke erzielten in Europa und Amerika hohe Preise, noch im Jahr 2000 bei einer Sotheby's Auktion knapp 200.000 US-Dollar. Vielleicht sind es sogar die Bilder von Sadler, die uns die Bilder des typisch schrulligen Engländers geliefert haben. Denn einige von ihnen könnten auch Momentaufnahmen im Leben von James und Miss Sophie aus "Dinner for One" oder des puritanischen Pärchens in Monty Pythons "Sinn des Lebens" sein. Tatsächlich baute Sadler für seine "Sketche" regelrechte Bühnenszenen auf und engagierte seine Dorfnachbarn (er zog 1897 in das winzige Nest Hemingford Grey) als Modelle, die er opulent im Stil der vergangenen Zeiten ausstaffierte. Dorfpersonal und Requisiten wurden oft für mehrere Bilder verwertet, so dass ein Schmunzeln des Betrachters auch aus dem Wiedererkennen skurriler Grüppchen in verschiedenen Gemälden herrührt. Und er liebte schon etwas verwohnte, mit Tand und Deko überladene Interieurs und wählte – als menschliches Pendant zu den verlebten Requisiten – oft ältere Menschen als Hauptfiguren seiner Miniaturen.
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